Beleg annähen - mal anders!

Wie näht ihr eigentlich einen Beleg (am Halsausschnitt)  an?

Ich habe immer erst die Schulternähte von Vorder- und Rückenteil zusammengenäht, dann entsprechendes bei den Belegen und anschließend den Beleg dann am kompletten Oberteil.

Zugegeben, ich hab mir auch niemals Gedanken darüber gemacht, es irgendwie anders zu machen.
Seit Ende des Jahres nehme ich an einem Kurs aus der indischen Design- und Fashion Uni online teil.
Manchmal ist es doch einfach interessant, über die Ländergrenzen hinaus zu schauen, wie in anderen Kontinenten konstruiert und genäht wird.

Und siehe da, tatsächlich habe ich dort eine andere Vorgehensweise beim Annähen des Belegs kennengelernt.
Völlig simpel und für mich bringt diese Vorgehensweise einige Vorteile mit sich.


Was ist anders?

Die einzelnen Belege werden zunächst auf das jeweilige Oberteil genäht.
Also - Vorderteilbeleg auf Vorderteil, Rückenteilbeleg auf Rückenteil.






Habt ihr die Belege an das jeweilige Oberteil genäht, könnt ihr jetzt flach/ hohl absteppen.
Hierfür werden die Nzgb zusammen Richtung Beleg gelegt und einige Milimeter von der Naht versetzt auf den Beleg genäht. 
Durch dieses flache/ hohle Absteppen legt sich der Beleg gleich so gut wie von alleine nach innen und er "krabbelt" am Ende nicht oben.


Das flache Absteppen habe ich sonst auch immer gemacht. Dadurch das ich die Belege jetzt erst einmal einzeln an die Oberteile gesteppt habe, wird der Nähvorgang etwas erleichtert, da weniger Material unter der Nähmaschine liegt. Das sehe ich gerade für Nähanfänger als VORTEIL Nr. 1 an.












So abgesteppt sollte es jetzt von innen bei eurem Teil aussehen.

Wer mag kann die Nahtzugabe jetzt noch zurückschneiden. Vorsicht, nicht die Nahtlinie treffen.
Bei einer schmalen Nahtzugabe von 0,7 cm schneide ich persönlich nichts mehr zurück und ich halte es auch bei 1 cm durch das vorherige flache Absteppen nicht für erforderlich. 








Jetzt benötigt ihr euer Bügeleisen und bügelt den Beleg einmal nach innen, um zu sehen, ob der Beleg auch wirklich ohne des Zurückschneides schon gut anliegt.








So legt sich der Beleg bereits ohne zu bügeln!!!!















Vorderseite des gebügelten Belegs.

Auch das Bügeln sehe ich als VORTEIL Nr. 2 an, wenn ihr den Beleg erst einzeln an die Oberteile näht. Es fällt natürlich unglaublich leicht ein eher gerades Teil zu bügeln, als ein bereits zusammengenähtes Teil in der Runde.



Klappt die Belege wieder auf und näht jetzt die Schulternähte mit den Belegen zusammen - hier ist nun darauf zu achten, dass die vorherigen Nähte aufeinandertreffen, damit der Beleg auch wieder gut nach innen geklappt werden kann.




Habt ihr die Schulternähte zusammengenäht? Dann könnt ihr die Nzgb jetzt noch versäubern. Wer es mag und ganz ganz flach haben möchte, versäubert die Nzgb einzeln und bügelt sie auseinander!
Das separate Versäubern verhindert definitiv ein "Knubbeln" an der Ansatznaht!!!
Für diejenigen, die die Schulternaht mit der Overlock in einem zusammennähen und versäubern: schneidet an der "Kreuzungsstelle" die Nzgb einfach ein und klappt einen Teil der Nahtzugabe nach links, den anderen Teil nach rechts. Auch damit vermeidet ihr, den "Knubbel" an dieser Stelle







Die zusammenversäuberten Schulternähte Richtung Rückenteil bügeln, anschließend den Beleg nach innen legen und einmal kurz anbügeln










Zum Fixieren kann der Beleg mit Handstichen auf der Schulternaht angenäht werden, oder
 ihr steppt ihn von rechts ab. Oft kann das Absteppen entfallen, da der Beleg sich wirklich gut legt und durch das vorherige flache Absteppen auch nicht nach oben herausrollt.






Was ich noch als weiteren VORTEIL anmerken möchte. Wenn ihr am Ende euer Oberteil anzieht und merkt die Schulternaht fällt am Hals nicht so schön, lässt sich durch das einzelne Annähen der Belege eine Korrektur dort viel viel einfacher vornehmen. Das setzt nur voraus, dass ihr den Beleg auch wirklich erst am Ende fixiert!

Ich finde, dieser Beleg kann sich sehen lasse, oder?





Was sagt ihr denn jetzt zu der anderen Vorgehensweise?
Ich habe diese mittlerweile wirklich so für mich übernommen. Vielleicht habt ihr ja Lust diese auszuprobieren. Berichtet mal!!


Kommentare

Frau We hat gesagt…
Ui, hört sich prima an. Werde ich demnächst ausprobieren. Dankeschön für die ganze Mühe, die du dir machst. LG Marliese
iris hat gesagt…
huhu,
find ich grandios! und: wieso kommt man da eigentlich nicht selbst drauf?!
lg iris
Claudia Pio hat gesagt…
Super geschrieben und ich mache mittlerweile nur noch Belege, zumindest bei dünneren Stoffen. Warum? Ganz einfach: es sieht im Endeffekt viel schöner, sauberer aus und liegt perfekt an, was man bei meinen Bündchen nicht immer sagen kann (da ist es eher ein Glücksfall). Dennoch habe ich ein Problem! Durch die Vliseline ist der Beleg ja nicht dehnbar. Trotz genauem Abmalen des Ausschnitt's und verwenden von Schablone ist meist im Endeffekt der Beleg kürzer als der Shirtausschnitt. Was mache ich falsch bzw. gibt es einen Trick?

Bettina! Vielen lieben Dank für die Mühe die du dir immer gibst! Klasse Blog!!!��
Irmi hat gesagt…
Ich mache das schon lange so.........
Danke für deine gute Erklärung
Wird beim nächsten Mal gleich ausprobiert
Gruß Anke
Unknown hat gesagt…
Wow, das sind suuuuupertolle Tipps und du hast alles sehr verständlich und großartig erklärt. Ganz, ganz herzlichen Dank dafür. GlG-Anke
Unknown hat gesagt…
Wow, das sind suuuuupertolle Tipps und du hast alles sehr verständlich und großartig erklärt. Ganz, ganz herzlichen Dank dafür. GlG-Anke
Unknown hat gesagt…
Vielen Dank für die ausführliche verständliche Beschreibung. Werde ich mit meinem nächsten Projekt gleich ausprobieren.
LG Regina
Alva Ehrenfried hat gesagt…
Icj habe das Beleg annähen, wie beschrieben, schon 1981 gelernt. Es ist die intdustrielle Herstellung. Weil es einfach einfacher ist.😊 Ganz besonders bei Massenfertigung und Akkordarbeit.
Anonym hat gesagt…
Super vielen Dank für diesen Tipp. Ich werde es auf jeden Fall ausprobieren 👏