Ihr habt einen Lieblingsschnitt für ein Oberteil oder ein Kleid, das ihr immer wieder näht?
Super!
Nimmt euch doch diesen Schnitt zur Hand und gibt ihm einen anderen Look, z. Bsp. durch die Gestaltung eines "neuen" Halsausschnittes.
Würdet ihr gerne, aber ihr wisst nicht genau, wie ihr vorgehen sollt.
Dann hoffe ich, euch kann ich mit meinem heutigen Nähtalk ein wenig unter die Arme greifen und euch dazu motivieren, noch kreativer zu werden, einfach etwas auszuprobieren und am Ende dann zu sagen "gut, dass ich das mal ausprobiert habe".
Nun weiß ich, dass hier auch einige aus der family von kaidso onlinekurse mitlesen. Auch hier würde ich mich riesig freuen, wenn ich heute bei der Konstruktion mit dem heutigen Nähtalk noch ein paar Inspirationen geben kann.
Starten möchte ich mit dem klassischen Rundhalsausschnitt.
Ich nehme mir hierfür erst einmal meinen Grundschnitt vor und übertrage die Kontur auf Packpapier.
Natürlich lässt sich hierfür auch Folie oder Zeitungspapier verwenden. Startet einfach mit dem, was ihr gerade zuhause habt.
Den Halsausschnitt habe ich hier nicht mit übertragen, denn diesen möchte mir ja neu gestalten.
Für das Design des Rundhalses benötigt ihr zwei Maße: die Halslochweite und die Halslochtiefe!
Die Halsweite liegt in etwa bei 7,5 cm - 12,5 cm von der VM (vorderen Mitte) entfernt. Ok, dazwischen liegt eine Differenz von 5 cm/Seite, aber einen fixen Wert kann ich definitiv nicht angeben, da wir von der Körpergröße und -form uns alle unterscheiden.
Eine kleine Person mit einer Größe von 1,58 hat vermutlich einen geringeren Halsumfang, als eine Person mit einer Körpergröße von 1,80 m.
Auch in dem heutigen "Talk" möchte ich euch einfach dazu motivieren, euren Körper besser kennen zu lernen und zu vermessen, so dass ihr am Ende ein wirklich für euch passendes Kleidungsstück nähen könnt.
Ich selbst bin 1,78 m groß, so dass ihr bei den nachfolgenden Abbildungen in etwa eine Vorstellung habt, in welchem Verhältnis ihr die Beschreibungen setzen könnt.
Für die Halsweite wähle ich bei mir 9,5 cm.
Möchte ich nun einen Rundhalsausschnitt mit gleichem Maß für die Halstiefe konstruieren, markiere ich mir auf der Vorderen Mitte (VM) bei 9,5 cm die entsprechende Halslochtiefe.
Haben Halslochweite und Halslochtiefe ein identisches Maß, erleichtert das die Erstellung der Halslochkurve.
Legt das Maßband mittig am Schnittpunkt der VM und Schulterlinie an und führt dieses anschliessend in einem Halbkreis.
Markiert hierbei so viele Punkte entlang der 9,5 cm Linie, wie ihr denkt, zu benötigen. Verbindet diese Punkte anschliessend und erhaltet am Ende dann ganz einfach eure Halslochkurve.
Und so sieht es dann aus, wenn ihr die Punkte alle verbunden habt.
Ihr benötigt hierfür also gar kein spezielles Lineal. Toll, oder?
Wie die Halslochkurve mit dem Maß 9,5 cm bei mir aussieht bzw. am Hals anliegt, zeige ich euch hier:
Ihr möchtet aber die Halslochkurve höher oder tiefer gestalten? Auch das ist kein Problem! Markiert euch die gewünschte Halslochtiefe einfach auf der VM. Das Einzige was jetzt anders ist, als beim vorherigen Rundhals mit gleicher Halslochweite und -tiefe, ist, dass ihr die Halslochkurve nun nicht mehr so einfach mit dem Maßband zeichnen könnt. Hierfür benötigt ihr entweder ein entsprechendes Lineal, ein sog. "French Curve", oder ein "Multifunktionslineal" (das ich gleich später noch näher zeige) oder ihr könnt die Kurve auch frei Hand zeichnen.
Lasst euch Zeit und strichelt immer wieder und so lange, bis ihr selbst zufrieden mit der gezeichneten Kurve seid.
Ihr habt eure ideale Halslochweite bereits festgestellt? Super!
Dann kann es schon weiter gehen.
Wie wäre es, wenn ihr euren Schnitt mit einem V-Ausschnitt verseht?
Auch das ist eigentlich ganz einfach möglich.
Markiert euch auf der VM die gewünschte Halslochtiefe und verbindet diesen Punkt mit der Halslochweite.
That´s it! Ihr habt euren gewünschten V-Ausschnitt.
Ist doch gar nicht so schwer, oder?
Habt ihr Lust euch auch mal an andere Ausschnittvarianten zu wagen?
Wie wäre es denn mal mit einem eckigen Ausschnitt? Ich sag euch, damit werdet ihr sicherlich den ein oder anderen Blick auf euch ziehen.
Zieht von dem Punkt der gewünschten Halsweite eine Senkrechte nach unten, parallel zur VM.
Im Beispiel hier habe ich die Halslochtiefe entsprechend der Halslochweite eingezeichnet. Damit erzielt ihr ein Rechteck.
Und weiter geht´s. Wie wäre es mit etwas "Herzigem"?
Nach der Beschreibung, sollte auch ein "Herzausschnitt" kein Problem mehr sein.
Markiert euch hierfür auf der Senkrechten der VM einen Punkt für die gewünschte Halslochtiefe.
Anschliessend zieht ihr eine Senkrechte von der Halslochweite aus nach unten (in meinem Beispiel hier bleibe ich bei einer Tiefe von 9,5 cm. Nun heisst es, den markierten Punkt auf der VM mit dem der Senkrechten zu verbinden und zwar mit einer leichten Kurve.
Nutzt hierfür ein Kurvenlineal, ein "French Curve Lineal" oder zeichnet diese frei Hand, oder aber - wie ich - nutzt ein Multifunktionslineal.
Ich nutze letzteres von der Firma prym. Möglicherweise heisst dieses Lineal gar nicht so, aber da es für mich einfach so viele Anwendungsmöglichkeiten hat, habe ich dieses einfach mal so genannt.
Mit diesem habt ihr wirklich viele Möglichkeiten etwas zu zeichnen, seien es Kurven, Linien, gleichmäßige Abstände (z.B. für Knopflöchermarkierungen) ...
Experementiert einfach und lasst euch Zeit.
Auch "frei Hand" ist alles machbar!
Was ich momentan so beobachte, ist, dass der sog. "U-Boot Ausschnitt" immer wieder öfter zu sehen ist.
Eine Ausschnittvariante, mit viel Halsweite, aber mit ganz wenig Halstiefe.
Die Halsweite reicht oft bis kurz vor dem Schulterendpunkt/ -knochen.
In meinem Beispiel hier habe ich die Ausschnittweite 15.5 cm von der VM entfernt, gelegt. Da ich es nicht so gerne mag, den Ausschnitt direkt am Hals zu spüren, habe ich mich hier für eine Halslochtiefe von 3,5 cm entschieden.
Ich möchte euch wirklich motivieren, zu experementieren. Ihr allein bestimmt eure persönliche Ausschnitttiefe und egal was andere möglicherweise sagen, ihr müsst euch wohlfühlen!!!Für die Verbindung der beiden Punkte (Halslochtiefe und -weite) nutze ich wieder mal mein Lieblingslineal, denn hiermit kann ich direkt eine schöne Kurve vom Weitenpunkt aus zeichnen, die ich dann als gerade Linie bis zur VM hin auslaufen lasse.
So Mädels ... und nun seid ihr an der Reihe!
Nimmt euch euren Oberteilschnitt zur Hand und gibt diesem durch eine neue Ausschnittform einen neuen Look.
Die Ausschnittvarianten könnt ihr mit Belegen verstürzen, mit Bündchen versehen oder auch mit Schrägband einfassen.
Eine Anmerkung noch von mir bzgl des Verstürzen mit Belegen: ich habe bereits in einem früheren Blog Beitrag dazu schon mal geschrieben, aber da es doch einige neue Leser gibt, möchte ich das Thema noch mal aufgreifen.
BITTE: Schneidet die Nahtzugabe vom Beleg NICHT!!!! ein!!!
Warum nicht? Jeder Einschnitt gibt eine Art "Ecke" oder "Spitze". Ihr bekommt die Rundung selbst mit Bügeln nicht rund.
Ich empfehle euch die Nahtzugabe daher wirklich bis kurz vor die Nahtlinie vorsichtig wegzuschneiden. Aber wirklich vorsichtig!!! Auch mir ist es schon passiert, dass ich zu nah an der Nahtlinie war und diese dann durchschnitt. Einige Milimeter dürfen/ sollen also stehen bleiben.
Wenn ihr mit dieser Methode den Beleg dann ausbügelt, bekommt ihr wirklich einen schönen runden Ausschnitt - ohne Ecken und Kanten -.
Das war es auch schon wieder für heute.
Ihr habt Fragen, Anregungen, Kritik ... wie immer freue ich mich über feedback!
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