Zugfalten und andere Tücken am Grundschnitt


In unserer facebook Nähgruppe "Nähmode Ü40" haben wir mit der Konstruktion des "flachen Grundschnittes" angefangen.

Nochmal kurz zur Erinnerung: der flache Grundschnitt sieht keine Abnäher vor. Dieser ist Grundlage für eher locker fallende Pullover, Shirts,...

WICHTIG: Das genaue Maßnehmen!!!


Auf dem Fotokarton oder auf Papier eingezeichnet, sieht der Grundschnitt oft schon sehr vielversprechend aus. Doch die Tücken zeigen sich dann, wenn wir diesen auf Stoff übertragen und dann unseren angefertigten Schnitt anziehen. 

Ich empfehle, alle waagerechten Umfangslinien und auch die senkrechten Längenlinien auf Stoff zu übertragen. So lässt sich wirklich einfacher erkennen, in welchem Bereich Änderungen - die auf dem ersten Blick auffallen - erforderlich sind. Ihr bekommt einen Blick dafür, ob die Brustlinie auch wirklich über die stärkste Stelle der Brust verläuft, ob die Taillenlinie auch dort liegt, wo die schmalste Stelle am Körper ist, etc ...

Kontrolliert auf jeden Fall eure Seitennähte. Eine Korrektur in diesem Bereich ist hier so gut wie üblich. 
Warum? 
Betrachtet euch nochmal im Spiegel und dann lässt sich schnell erkennt, dass der Bereich des Körpers vorne einfach mehr Platz benötigt, als hinten.
Wir haben vorne den Brustbereich, sowie auch den Bauchbereich ... Folge ist, das wir hier somit einfach mehr Stoff benötigen, als im Rücken. Dafür ist bei etwas längeren Kleidungsstücken 
der Bereich des Gesäßes am Rückenteil ein Bereich, in dem wir hier u.U. mehr Stoff benötigen, als vorne.

Verschiebt sich die Seitennaht bzw. sie verläuft krumm ist das ein Zeichen dafür, dass in einem Bereich also Nahtzugabe am Grundschnitt herausgenommen werden muss.

Was könnt ihr nun tun?
Bislang haben wir die Umfangsmaße geviertelt.
Eine andere Möglichkeit liegt nun darin, nicht das komplette Umfangsmaß zu ermitteln, sondern für Vorder- und Rückenteil getrennt.
In diesem Fall führt ihr das Maßband z.Bsp. an der Taille von der linken Körperseite zur rechten Körperseite. Markiert euch Anfangs- und Endpunkt am besten mit einem Klebepunkt und achtet darauf, dass ihr auch wirklich entlang der Körperseite diese klebt und das Maß nimmt. 
Da wir jeweils nur die Hälfte des Schnittes zeichnen, wird das ermittelte Maß dann durch ZWEI geteilt .
So könnt ihr beim Brustumfang, Taillenumfang, Hüft- und Gesäßumfang verfahren und könnt dann gleich mit diesen Maßen den Grundschnitt erstellen.


Für eine - ich sag mal etwas "gemogelte und schnellere  Methode" könnt ihr bei der ursprünglichen Vermessung des kompletten Umfangs bleiben. Da wir oft im vorderen Körperbereich mehr Stoff benötigen, wird beim Zeichnen des Grundschnittes von vorneherein 0,6 mm auf das geviertelte Maß addiert und am Rückenteil wird dieses subtrahiert. 

Ich weiß, eine Grundschnitterstellung erfordert Geduld, doch glaubt mir ... die lohnt es sich zu haben. Einmal vernünftig auf Papier gebracht und danach habt ihr dafür einen Schnitt, aus dem sich alles andere erstellen lässt.

Wie könnt ihr erkennen, ob und wo ihr mehr Stoff am Schnitt benötigt?
Zieht sich die Seitennaht in das Rückenteil, dann passiert dieser "Zug" weil im Vorderteil das Material fehlt! 
In solch einem Fall trennt die Seitennaht hier auf und legt den Stoff jetzt am Körper so an, dass die Seitennaht wirklich gerade verläuft. Das klappt auch sehr gut mit den Stoffklammern. 

Waagerechte Falten suchen sich immer einen Weg dorthin, wo Platz ist und vom Tragegefühl, werdet ihr sicherlich auch in diesem Bereich ein Spannungsgefühl haben.

Für den Brustbereich möchte ich euch ergänzend noch empfehlen, neben dem Oberbrust- und Brustumfang zusätzlich den Unterbrustumfang zu messen.
Warum? 
Ihr habt dann die Möglichkeit die Cup Größe zu ermitteln und später für den Abnäher gleich diesen im Schnitt zu berücksichtigen

Jetzt gibt es nicht nur waagerechte Zugfalten, sondern auch diagonale Zugfalten.
Zugfalten haben immer einen Anfangs- und Endpunkt und oft ist es nicht einfach, diese herauszufinden. Vielfach entstehen diese im Brustbereich, da es hier an Stoff im vorderen Bereich fehlt bzw. eine bessere Formung erforderlich ist.

Neben den Zugfalten gibt es noch die abstehenden Falten, die auf einen Stoffüberschuss hinweisen.
Oft sind diese im Schulterbereich erkennbar. Das kann daran liegen, dass die Schulterbreite zu großzügig bemessen wurde.
Ihr könnt euch merken, dass waagerechte Falten ein Hinweis darauf sind, dass es in dem Bereich ein ZUVIEL an LÄNGE gibt. Senkrechte Falten zeigen euch an, dass ein ZUVIEL an WEITE vorliegt.

Mit der Zeit entwickelt ihr sicherlich immer gezielter einen Blick für die Zugfalten und es wird euch leichter fallen, diese verschwinden zu lassen. Seid nur geduldig mit euch und der Konstruktion!





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