Das #Nähgruppenshirt01

Mal wieder hatte ich eine spontane Idee.
Es wird immer wieder geschrieben, dass Nähen verbindet und genau diesem Motto möchte ich folgen.
Das obige Foto habe ich bei pinterest entdeckt und spontan dachte ich mir, hey, das ist doch das ideale Einsteigerprojekt, um mit den Nähmädels ein Shirt gemeinsam zu konstruieren und zu nähen.

Die Idee war da und diese soll nicht nur so dahin schlummern, sondern auch gleich umgesetzt werden.

Was ihr benötigt:
Schnittmusterpapier oder Packpapier (Zeitungspapier geht auch)
einen Stift
Lineal
wenn ihr habt ein Kurvenlinieal
ein Maßband und eure persönlichen Maße

Welche Maße benötigt ihr?
- Brustumfang
- Taillenumfang
- Hüft- und Gesäßumfang (ja, den unterscheide ich! Gesäßumfang ist der Umfangswert an der tatsächlich breitesten Stelle und das ist meistens am Gesäß)
- Hüftumfang liegt dann auch wirklich an der Hüfte
- den Oberarmumfang
- den Halsumfang
- das vordere Taillenlängenmaß, dass von Mitte Brustbein bis Taille hier zu messen ist
- überlegt euch die Länge für euer Shirt!
- ebenfalls solltet ihr euch vorab überlegen, wo der Ärmel enden soll.

Ich starte auch hier - allerdings nur grob - mit dem Aufzeichnen meines einfaches Grundschnittes. Diesen habe ich ja hier bereits im blog ausführlich erklärt.
Für das oben gezeigte Modell benötige wir lediglich die grobe Konstruktion des Vorderteils, da wir uns das Kleidungsschnitt aus Jersey anfertigen.

Für mein Shirt vernähe ich heute einen Jersey, den ich aus Claudias Onlineshop habe. Claudia kann und wird euch sicherlich mehr zu diesem wunderbaren Stoff noch erzählen.

Wie ich mit der Konstruktion starte?
Als erstes ziehe ich mir ein wirklich körpernahes Shirt an, damit ich auch gut dann am Körper den Stoff abstecken kann und sehen kann, wie ich das Shirt gerne haben möchte.
Wie ihr seht, bin ich dann im absoluten Nähoutfit ... körpernahes Shirt, Haare irgendwie zusammengeknotet, Hauptsache bequem und es lässt sich für mich so gut arbeiten.





Den Stoff halte ich mir erstmal an den Körper, damit ich für mich abchecken kann, wie lang ich mein Oberteil gerne haben möchte.


Diese Länge notiere ich mir (Achtung: denkt noch an die Saumzugabe, die muss noch hinzugefügt werden, oder aber eine Nahtzugabe, wenn ihr ein Bündchen ansetzen möchtet).


(Super - habe ich den Stoff doch glatt quer anstatt längst angehalten. Zum Glück spielt das jetzt hier wenige einer Rolle ,-) )








Wenn ihr ein wirklich körpernahes Top habt, zeichnen sich am Körper wunderbar die Seitennähte ab.
Nehmt euren Stoff und haltet diesen an eine Seitennaht fest, oder steckt diesen mit Stecknadeln an.
Den Stoff nun zur anderen Seite gezogen und ihr könnt dann hier schauen, wie weit ihr gerne euer Shirt haben möchtet - vor allem im Brustbereich und auch im Hüftbereich ist das gut so zu sehen, um dann bei der Zeichnung auch über die evtl. Bewegungszugabe schon entscheiden zu können.











Den Stoff habe ich mir angehalten und ich möchte, dass mein Shirt ca 7 cm unterhalb meines Hüftknochens endet.
Ich markiere mir jetzt auf meinem angezogenen Shirt/ Top meinen Hüftknochen mit einer Stecknadel und anschließend die 7 cm unterhalb.


















Damit wir ein wirklich korrektes mittiges Maß haben, lege ich mir mein Winkeldreieck an den Körper und stecke mir mittig auf mein Kleidungsstück nochmal eine Stecknadel. 











Nun habe ich die vordere Länge markiert und lege mir mein Maßband wirklich aufrecht stehend am Brustbein bis zu dem gerade markierten Punkt an. Stellt euch am besten vor einen Spiegel, um auch zu sehen, dass ihr möglichst gerade steht. Jedes Beugen nach vorne reduziert euer Maß!!!!
Dieses Maß notiert ihr euch bitte sofort.

Mein künftiges Shirt soll nicht ganz eng am Körper anliegen, aber dennoch körpernah geschnitten sein. Ich werde eine Bewegungszugabe von 1 cm im Brust und Hüftbereich hinzufügen.





Dann lege ich mal los mit meiner Oberteilzeichnung:




Startet mit den Linien 1 - 4 aus der Konstruktion des Oberteilgrundschnittes.
Linie 5 ist das zuvor gemessene Längenmaß, welches ihr von Linie 1 aus nach unten abtragt und hier eure Waagerechte einzeichnet

Den Halsausschnitt empfehle ich auch entsprechend dem Grundschnitt einzuzeichnen, damit ihr wirklich auch sehen könnt, welche Mindesttiefe und -weite erforderlich ist.














Anschließen trage ich die Umfangswerte ein. Wie gehabt immer nur ein Viertel des jeweiligen Wertes, da wir Vorder- und Rückenteil erstellen und im Grundschnitt nur jeweils die Hälfte von diesen auf Papier gebracht wird.



















Zeichnet vom oberen Halspunkt (Punkt 2) aus eure Schulterlinie mit dem Maß der Schulterlänge bis Schulterknochen.











Jetzt könnt ihr frei gestalten. Wie breit und wie tief wünscht ihr euch euren Halsausschnitt.
Hier lässt sich nun wunderbar "spielen".... alles ist möglich, sowohl runder Ausschnitt, als auch U-Boot Ausschnitt oder gar eine völlig andere freie Form.

Vor einigen Jahren habe ich mir mal die Schablonen auf einem Stoffmarkt zugelegt, die eine belgische Schneiderin auf den Markt gebracht hat. Ab und an findet man sie noch auf dem holländischen Stoffmarkt. Da sie allerdings nicht mehr so viel reisen wollte, habt ihr immer noch die Möglichkeit sie online hier zu bestellen. Ich finde diese absolut genial, da vordere Mitte und Schulterlinie auf den Schablonen in sämtlichen Abständen markiert sind und sich so wirklich eine tolle Kurve zeichnen lässt. 




Am Besten stellt ihr euch wieder von einem Spiegel und legt den Stoff so um den Hals, wie ihr euch den Ausschnitt für euer Shirt wünscht.
Überdenkt hierbei auch, ob ihr das Shirt mit Beleg nähen möchtet, oder mit Bündchen oder evtl auch nur eingeschlagen festnähen möchtet.

Wenn ihr euch unsicher seid, tastet euch langsam an Halstiefe und - weite heran. Abschneiden geht am Ende immer noch!

Auf dem Foto seht ihr meinen Halsausschnitt. Ich werde die Ausschnittmitte um 2 cm nach unten setzen und meine Halsausschnitt noch 5 cm weiter machen. 






















Jetzt widme ich mich nochmal den Umfangsmaßen zu.
Die Mindestmaße sind bereits abgetragen und ich möchte an Brust- und Hüftumfang 1 cm Bewegungszugabe anfügen.
Auf dem Foto ist diese Zugabe pink eingezeichnet.














Die Zugabe auf der Taillenlinie bleibt bei diesem Shirt bis auf den Mindestumfang bei mir hier unbeachtet, da es kein taillierter Schnitt werden soll.
Brustlinie und Hüftlinie verbinde ich nun mit einer leichten Kurve.
Da ich den Ärmel hier beim Shirt direkt ansetze, ist das Hinzufügen der 2 cm von der Brustlinie nicht erforderlich.  












Jetzt geht es weiter mit dem Ärmel.
Messt hierfür wie lang ihr euren Ärmel gerne haben möchtet und zieht die obere Schulterlinie entsprechend weiter!
















Von diesem Endpunkt aus, zeichnet euch eine senkrechte Linie nach unten, bis etwa 5 cm unterhalb der Brustumfangslinie.
Auf dieser Senkrechten tragt ihr euer hälftiges gewünschtes Armsaummaß ab. Sollte diese etwas unterhalb der Brustumfangslinie liegen, ist das kein Problem. Der Beginn des Armausschnittes kann natürlich auch etwas tiefer anfangen um dann auch ausreichend Bewegungsfreiraum zu bekommen.






Auch ich habe mich dazu entschieden, den Armausschnittpunkt unterhalb der Linie 3 zu platzieren. Gleichzeitig lege ich diesen noch 1,5 Richtung nach innen Richtung Seitennaht. Diesen Punkt verbinde ich mit einer leichten Kurve mit dem oberen Ärmelpunkt und habe damit auch den Ärmel fertig!










Um das Vorderteil fertig zu konstruieren, verändere ich noch die untere Saumlinie und zwar so, dass ich diese zur Seitennaht hin kurvig verlaufen lasse und die seitlichen Punkte - wie oben auf dem Foto auch gezeigt wird - 2 cm nach oben verlege.






Damit ist euer Vorderteil schon fertig!!!! 

Jetzt fehlt nur noch das Rückenteil. Hierfür reicht es,  wenn ihr lediglich die Halskurve auf dem jetzt noch nicht ausgeschnittenen Schnittteil entsprechend einzeichnet.

Wie? Das zeige ich euch jetzt auch.

Zeichnet euch ab dem neuen Halsausschnittpunkt auf der Schulter,  parallel zur Linie 1 und zur vorderen Mitte hin eine waagerechte Hilfslinie. Die Linie der vorderen Mitte verlängert ihr soweit, bis dass sie auf diese Hilflinie trifft. 











Setzt 2,5 cm oder 3 cm unterhalb der waagerechten Linie eine Markierung für den hinteren Halsausschnittpunkt. Halsansatzpunkt und der gerade gesetzte Punkt auf der hinteren Mitte noch verbinden und fertig ist auch der rückwärtige Halsausschnitt.











Ihr könnt stolz auf euch sein - möglicherweise habt ihr hier erstmals ein Schnittmuster auf eure Maße und nach euren Vorstellungen erstellt!

Möchtet ihr das Schnittmuster gleich mit Nahtzugaben haben? Dann fügt diese einfach an den Schnitt mit hinzu. Ich empfehle am Anfang - vor allem an der Seitennaht eine großzügigere Nahtzugabe, um einfach die Möglichkeit zu haben, den Schnitt in der Weite noch verändern zu können.

Auch die Saumzugaben können bereits angezeichnet werden.
Bedenkt hierbei bitte, wie ihr den Abschluß des Kleidungsstückes nähen möchtet - eingeschlagen und abgesteckt oder mit Bündchen oder evtl auch einem Beleg.

Für heute soll es erstmal genug sein. Ich würde mich natürlich riesig freuen, wenn sich viele an diesen Schnitt heranwagen und dann auch ein Shirt nähen.
Lasst uns die Shirts doch unter dem Hashtag #Nähgruppenshirt01 sammeln. 

Den Nähprozess werde ich natürlich auch mit Fotos festhalten, doch vermutlich benötigt ihr diese Infos gar nicht. 
Bin wirklich sehr sehr gespannt, ob wir durch unser #Nähgruppenshirt01 zeigen können, dass Nähen auch wirklich verbindet.

Wünsche euch viel Spaß bei der Konstruktion!







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