Die Bewegungszugabe

Was hat es eigentlich mit der Bewegungszugabe auf sich, die ich in den vorherigen Beiträgen oft erwähne?

Den einfachen, flachen Grundschnitt, den ich hier auf meinem blog gezeigt habe, enthält keinerlei Bewegungszugabe. Dieser ist sozusagen die zweite Haut von uns ... doch wirklich nur "sozusagen", denn zum einen fehlen in diesem ja die Abnäher, die dem Schnitt eine Zweidimensionalität geben würden und zum anderen dürften wir uns ohne Bewegungszugabe auch nur gerade stillstehen, denn sonst würde unser Kleidungsstück reißen und wir ständen ohne da.
Das wollen wir wohl eher nicht.

Für diejenigen, die auch englische Anleitungen lesen, der Grundschnitt heißt auf englisch sloper.

Es gibt sogenannte Standardangaben für die Bewegungszugabe. Doch das persönliche Empfinden ist eben individuell. 
Bei einem flachen Oberteilgrundschnitt liegt dieser Wert bei 1,5 - 2,5 cm.
Dieser Wert ist an den waagerechten Linien der Brust-, Taillen- und der beiden Hüftlinien hinzuzufügen.
Jeweils pro hälftiger Seite, so dass ihr also bedenken solltet, dass der hinzugefügte Wert immer das 4 fache am gesamten Kleidungsstück beträgt.

Das Naheliegendste habe ich hier vergessen und dank eines Beitrages in der Nähgruppe eines nettes Mitgliedes ergänze ich das hier mal ganz schnell. 
Ganz einfach lässt sich die erforderliche bzw. individuelle Bewegungszugabe festlegen, wenn ihr ein gut passendes Kleidungsstück aus möglichst gleichem Material unter den Grundschnitt legt und dann schaut, wieviel cm ihr an welchen Stellen zugeben müsst, um diese Passform zu erreichen

Vernäht ihr dehnbare Materialien, prüft die Dehnbarkeit des Stoffes.
Ein Stoff, der sich stark dehnen lässt, benötigt für ein gewünschtes eng anliegendes Kleidungsstück keinerlei Bewegungszugabe. Hier reicht der Grundschnitt aus, oft kann man bei diesen Materialien sogar noch weniger als die eigentliche Umfangsweite nehmen. Dann sitzt das Kleidungsstück entsprechend hauteng. 

In einem blog Beitrag von 2017 habe ich hier schon mal gezeigt, wie ich meinen Grundschnitt auf Fertigschnitte lege, um zu sehen, ob und in welchen Bereichen ich den Fertigschnitt möglicherweise ändern muss.

Bitte schaut euch vor einer Änderung aber immer erst nochmal das eigentliche Modell an!

Es kann sein, dass beispielsweise die Höhe der Taille gar nicht auf natürlicher Taillenhöhe sitzen soll, sondern eher höher (der sog. Empire Stil) oder sogar tiefer. 
In solch einem Fall die Taillenlinie vom Fertigschnitt auf die natürliche Taillenhöhe zu verlegen, würde ein völlig anderes Modell ergeben. 
Nutzt ihr den Grundschnitt also in Verbindung mit dem Fertigschnitt, betrachtet parallel dazu das designte Modell.

Auch der Halsausschnitt vom Grundschnitt wäre vermutlich nicht der, in dem wir uns wohlfühlen würden.
Hier heißt es den Halsausschnitt zu vertiefen und auch zu erweitern oder aber ihm eine ganz andere Form zu geben.
In der Gestaltung seid ihr da völlig frei. 
Bei Webware ist oft auch ein Reißverschluss oder eine entsprechende Öffnung, wie z.B. Knopflochleiste erforderlich, damit ihr das Oberteil auch an- und ausziehen könnt.
Ansonsten bleibt ihr möglicherweise drin stecken ... lach!

Ganz ganz wichtig: die Bewegungszugabe hat nichts mit Nahtzugabe oder Saumzugabe zu tun. Diese muss noch an die Bewegungszugabe hinzugefügt werden!


Kleiner Tipp: Webware im diagonalen Fadenlauf zugeschnitten, macht auch aus diesem Stoff ein dehbares Material! Nachteil: Der Stoffverbrauch ist dann nur höher.






Kommentare