Der Grundschnitt für den einfachen Ärmel

Die Konstruktion eines einfachen Ärmels (auch dieser Grundschnitt erhält keine Bewegungszugabe und je nach Material, Art des Ärmels bzw. Modell ist diese entsprechend einzuarbeiten)

Könnt ihr euch vorstellen, welche Maße benötigt werden?
Es sind folgende: 
zunächst messt ihr an euren Schnitt (Grundschnitt bzw. am Schnitt, den ihr später für das Modell verwenden werdet) die vordere und hintere Armlochrundung und notiert euch beide Maße. 
Die hintere Armlochrundung hat einen höheren Wert, da wir für den Rücken vom Grunde her auch mehr an Material benötigen.

Als nächstes notiert euch den Umfang der stärksten Stelle vom Oberarm, dem Ellenbogengelenk und auch den Handgelenksumfang.
Damit die Umfangsmaße auch an der richtigen Stelle eingezeichnet werden, benötigt ihr die Längenmaße. Das heisst ihr messt den Abstand vom Schultergelenk bis stärkste Stelle Oberarm, vom Oberarm bis Ellenbogengelenk und von dort aus bis zum Handgelenk.

Die Länge des gewünschten zu konstruierenden Ärmels spielt jetzt erst einmal keine Rolle. Das wichtigste ist, dass die Armkugel in das Armloch passt und gut sitzt.




Ihr zeichnet euch im oberen Drittel auf euren Karton oder auf dem Packpapier (sorry, ich hab leider keinen weißen Karton mehr hier vorrätig) eine waagerechte Linie die breiter ist, als euer Umfang an der stärksten Stelle vom Oberarm.

Markiert euch auf dieser Waagerechten den gesamten Oberarmumfang. Ihr könnt die Punkte für euch zur Verdeutlichung auch mit A und B kennzeichnen (habe ich hier auf dem Foto nicht gemacht)





Von dem jeweiligen Markierungspunkt nach außen betrachtet, setzt ihr nochmal eine weitere Markierung in einem Abstand von 1,5 cm




Als erstes "suchen" wir uns den Schulterpunkt.
Hier starte ich mit der vorderen Armlochkurve. In meinem Fall habe ich an meinem Grundschnitt ein Maß am Vorderteil von 22 cm. Wenn ihr einen Zirkel habt, dann nehmt diesen zur Hand. Es ist aber ein leichtes, sich jetzt auch mit dem Maßband zu behelfen. 
Das Maßband setzt ihr mit dem ermittelten Maß der vorderen Armlochlänge am äußeren Markierungpunkt auf der Waagerechten an.
Von hier aus zieht ihr quasie einen Halbkreis, d.h. ihr setzt in diesem Falle das Maßband immer wieder neu an, so dass ihr euch einige Hilfspunkte mittig einzeichnen könnt.
(Mist, auf den Fotos hier, ist es leider schwer erkennbar. Hoffe, ihr könnt es anhand des Textes nachvollziehen. Ansonsten fragt mich einfach und ich versuche neue Fotos zu machen)





















Für die hintere Armkugel benötigt ihr ... ja, richtig ... das Maß vom rückwärtigen Armausschnitt des Schnittes.
Das Verfahren ist hier genauso.
Mit dem Maß des rückwärtigen Armausschnittes legt ihr euren Zirkel oder das Maßband genau wieder am äußeren Markierungspunkt der Waagerechten an.
Könnt ihr auf dem Foto mein Maß erkennen? Es liegt bei 24,5 cm und ich setze mir hier wieder im Halbkreis einige Hilfspunkte 

Zwei Halbkreise die aufeinandertreffen, führen zu einem Schnittpunkt. Das ist hier dann unser Schulterpunkt!



Verbindet diesen Schulterpunkt mit den Markierungspunkten auf der Waagerechten. Das Grundgerüst für die Armkugel habt ihr damit.


Entsprechend dem vorher festgestellten Ausschnittmaßen haben die Diagonalen natürlich auch das Maß vom vorderen und rückwärtigen Ausschnitt.
Teilt jetzt die Diagonalen in drei gleiche Abschnitte ein.
(auch ich habe hierfür den Tachenrechner verwendet)


 
Ihr seht links die Diagonale für die vordere Armkugel und recht die für die rückwärtige Armkugel 
Vorne habe ich drei gleich große Abstände von 7,3 cm ( 22 cm : 3) und für den rückwärtigen Armbereich drei Abstände von 8,16 cm (24,5 : 3)


Warum diese Einteilung? 
Ihr benötigt diese für das Einzeichnen der 
Kurven.
Am Besten markiert Ihr euch die einzelnen Punkte 
von oben nach unten ab dem Schultermarkierungs-
punkt 

Bezeichnet den ersten Punkt nach dem Schulterpunkt z.B. mit P1H (H für hintere Armlochkurve, den mittleren Punkt mit P2H und den Kreuzpunkt auf der Waagerechten mit P3H
Links vom Schulterpunkt einfach das H durch ein V für vordere Armlochkurve tauschen

Achtet jetzt auf jeden Fall darauf, ob ihr die Markierung an der  vorderen oder rückwärtigen Armlochkurve vornimmt!

Für die hintere Armlochkurve setzt ihr jetzt jeweils im 90 Grad Winkel zur Diagonalen folgende weitere Markierungen.
Von P1H und P1V 2 cm nach oben
Von P2H -> 0,75 cm nach oben
Von P2V -> 0,75 cm nach innen!!!!
Von P3H und P3V 1 cm senkrecht von der Waagerechten nach oben !




Diese Punkte werden jetzt mit verbunden. Ich persönlich mag es nicht, die Rundungen frei Hand zu zeichnen und nutze dafür gerne Kurvenlineale oder ein Multifunktionlineal, das mir die Möglichkeit gibt glatte Kurven zu zeichnen.
Möglicherweise liegt es euch jedoch, frei Hand zu zeichnen. Im Laufe der Zeit werdet ihr eure bevorzugte Methode herausfinden. Probiert euch einfach aus.



Ich nutze hier das Lineal von Prym, bei dem es
die Möglichkeit gibt, Kurven einzuzeichnen.

Hier sind die Linien trotz dem Lineal nicht unbedingt so, wie ich sie haben möchte. Gerade bei den Referenzpunkten kommt es zu unschönen Rundungen, die mit Hand nachgearbeitet werden können. 
Im Schneiderbedarf findet ihr aber auch entsprechende Lineale, die für das Zeichen jeglicher Linien und Kurven bestimmt sind.
Ob sich die Anschaffung lohnt, überlegt euch einfach. 

Das vorherige Foto zeigt sehr schön, das vordere und rückwärtige Armkugel nicht gleich sind und sich somit wirklich dem Vorder- und Rückenteil anpassen. Die jeweilige Kurve entspricht im Idealfall genau dem Maß der Armlochkurve von VT bzw. RT.

Nun seht ihr, dass die Senkrechte vom Schulterpunkt nicht mittig auf die Waagerechte trifft. 
Damit der Ärmel perfekt sitzt, ist darauf zu achten, dass wir jetzt auch den Teil unterhalb der Armkugel in Balance bringen.
Das Maß der Waagerechten wird durch 2 geteilt und so habt ihr den Mittelpunkt. Bis zur gewünschten Ärmellänge zieht ihr nun von diesem Mittepunkt eine Senkrechte nach unten.

Auf dieser Senkrechten markiert ihr euch den Abstand von Schulterpunkt bis zur Stelle des stärksten Oberarmunfanges. Diese Position könnt ihr euch mit einer Waagerechten einzeichnen und den hälftigen Umfang jeweils rechts und links vom Schnittpunkt markieren. 













Beim Einzeichnen der Seitenlinien des Ärmels habt ihr mit dieser Markierung eine Hilfslinie bzw. einen Abstand den ihr einhalten müsst, damit der Ärmel überhaupt passen wird.



Wie erwähnt, es ist nur der Grundschnitt und die entsprechenden Bewegungszugaben werden später hinzugefügt, wenn ihr wisst, wie euer Modell aussehen soll. 
Die Seitenlinien verlängert ihr jetzt noch bis zur gewünschten Armlänge und auch hier achtet bitte  darauf, dass ihr am Saumende auch den erforderlichen Umfang einhaltet.


Die Konstruktion eines einfachen Grundschnittes für ein Oberteil ist hiermit erst einmal abgeschlossen. Ich denke, ich habe euch damit eine Grundlage gegeben, die ihr vielseitig nutzen könnt, erst einmal heißt es jetzt, dass ihr die einzelnen Teile ausprobiert, zeichnet und schaut, ob ihr damit zurecht kommt.

Ich werde mich nun auch wieder dem Nähen widmen und nach einiger Zeit zeigen, wie sich bereits aus diesem Grundschnitt ein Oberteil erstellen lässt.



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