Modeideen auf Papier gebracht


Wochenende und es ist Zeit für einen weiteren Nähtalk.
Heute möchte ich mit euch darüber plaudern, wie auch Ihr eure Modeideen aufzeichnen könnt.

Vielleicht sagt ihr jetzt sofort .... "Ich und zeichnen, ... das kann ich nicht"!
Gibt euch eine Chance uns schaut einmal, wie auch ihr das schaffen werdet.

Ständig bekommen wir Inspirationen für neue Kleidungsstücke ... sei es über facebook postings, einer unendlichen Sammlung von Bildern über pinterest oder instagram und natürlich bekommen wir über die Medien neue Nähideen.
Gehe ich in die Stadt, so kann es durchaus sein, dass ich mein handy zücke, nicht etwa um zu telefonieren oder irgendetwas zu tippen, nein ... sehe ich doch ein tolles Kleidungsstück und das darf gerne als Foto in meine Inspirationssammlung auf meinem handy landen.

Wir sammeln und sammeln und sammeln, aber setzt ihr von diesen Inspirationen auch etwas als Nähmodell um?

Dabei spreche ich jetzt noch nicht einmal davon, dass ihr euch den Schnitt komplett neu konstruieren sollt.
Es funktioniert auch dann, wenn ihr einen gut sitzenden Grundschnitt bzw. ein Schnittmuster habt, dass einfach toll sitzt. 
Wer sagt, das der Schnitt für das Modell auf dem Titelblatt nutzbar ist?
Seid kreativ und gestaltet doch den Grundschnitt nach euren Wünschen und setzt eure Ideen um.

Gehen wir mal davon aus, ihr habt ein Foto mit einem Pulli, den ihr gerne nachnähen möchtet.
Schaut euch den Pulli auf dem Foto genau an und analysiert dieses Kleidungsstück.
- ist der Pulli weit geschnitten oder eher enganliegend?
- gibt es Abnäher? wenn ja, wo? warum? wie ist der Abnäher gestaltet? 
- Ist der Abnäher auch bei euch erforderlich?
- gibt es weitere Besonderheiten?

Wenn ihr das Foto genau analysiert habt, dann kann es auch schon losgehen.

Was braucht ihr noch?

- eure Maße (solltet ihr euch diese noch nicht notiert haben oder ihr habt, dann schaut noch mal in
  die blogpostings von Oktober rein)
- ein kleines Stück Fotokarton/ Pappe (ca. 15 x 15 cm) , Bleistift, Buntstift, Schere, Papier und ein Geodreieck


Und los geht´s:

Nehmt euch das kleine Stück Fotokarton  zur Hand und zeichnet euch mittig mit Hilfe des Geodreiecks ein "T" .... also eine senkrechte Linie und eine waagerechte Linie (im 90 Grad Winkel zur Senkrechte)

Stellt euch vor, die obere waagerechte Linie ist eure Schulterlinie und nun tragt ihr auf der Senkrechten die vertikalen Abstände ab. 
Da ihr ja nur ein kleines Stück Pappe nutzt, werden die Maße nicht wie gemessen eingezeichnet, sondern im Maßstab 1:10
Bsp. Die stärkste Stelle der Brust liegt bei 31 cm dann markiert ihr auf der senkrechten Linie bei 3,1 cm ab der oberen waagerechten Linie gemessen, diesen Punkt und genauso verfahrt ihr mit den weiteren Markierungspunkten.

Für das Zeichnen des Oberteils benötigt ihr daher nun folgende Abstandsmaße:
- das Maß Schulter bis oberen Brustumfang
- das Maß Schulter bis zur stärksten Stelle über der Brust (meistens der Brustpunkt)
- das Maß Schulter bis Taille
- das Maß Schulter bis Bauch
- das Maß Schulter bis Hüfte
- das Maß Schulter bis Gesäß







Habt ihr alle Markierungen auf der Senkrechten, dann geht es weiter mit dem Aufzeichnen der  vertikalen Umfangsmaße. 












Zunächst zeichnet ihr hierfür jeweils waagerechten Linien von den Markierungspunkten,  jeweils links und rechts von der Senkrechten, ab.
Bitte legt das Geodreieck wirklich so an, dass die Waagerechten auch im 90 Grad Winkel zur Senkrechten gezeichnet wird.
Ihr benötigt nun die folgenden Umfangsmaße 
- Schulter bis Schulter
- das Maß oberer Brustumfang
- Brustumfang
- Taillenumfang
- Bauchumfang
- oberer Hüftumfang
- Gesäßumfang

Damit ihr jetzt auch eurer Torso aufzeichnen könnt, folgt nun das genaue Aufzeichnen der Umfangsmaße.
Beispiel: Der Brustumfang wird eingezeichnet. Dieser beträgt 102 cm. Da wir mit dem Maßstab 1:10 arbeiten, hätten wir 10,2 cm für ein vollständiges Umfangsmaß.
Wir benötigen aber nur die Hälfte davon, da wir uns nur auf der Vorderteil bei der Zeichnung beschränken. Demnach müssen wir 5,1 cm auf der Linie für den Brustumfang abtragen. 
Da wir nun die Senkrechte als Körpermitte habe, müssen wir die 5,1 cm nochmal durch 2 teilen, so dass wir jeweils für die rechte und für die linke Körperhälfte 2,55 cm kennzeichnen.
(natürlich lassen sich auch die 102 direkt durch 4 teilen und dann tragt ihr das Ergebnis einfach rechts und links von der Senkrechten ab)
Also Umfangsmaße bis auf das Maß Schulter bis Schulter (hier handelt es sich auch nicht um das Umfangsmaß, sondern lediglich um das vordere Maß) werden nun geviertelt und entsprechend rechts und links der Körpermittellinie abgetragen.
Das Maß Schulter bis Schulter müsst ihr nur durch 2 dividieren und dann entsprechend rechts und links der Senkrechten markieren.


Fast habt ihr den Körper geschafft. Verbindet jetzt die jeweils gekennzeichneten Punkte.
Euer Körper hat jetzt aber erst einmal Ecken und Kanten ... die haben wir natürlich nicht. Also heisst es nun, die entstanden Ecken und Kanten abrunden und zeichnet euch auch die Armlochkurve ein.
Hierfür markiert ihr euch auf der Verbindungslinie zur Schulter einen Punkt auf 1/3 der Strecke. Setzt nun 2-3 mm eine Markierung nach innen hinein und zieht hier dann die Armlochkurve zum Schulterpunkt hoch, den ihr aber ebenfalls 3 mm unterhalb der waagerechten Linie neu setzt. 
Jetzt noch beidseitig eure Schulterbreite auf der Waagerechten markieren und schon ist euer Körpertorso fertig. 







Diesen dürft ihr nun ausschneiden und als Schablone nutzen. 
Und jetzt kommt ihr endlich zum spannenderen Teil - ihr könnt loslegen, mit dem Aufzeichnen eurer Modellidee.





Ihr nehmt eure Schablone und zeichnet diese auf ein Blatt Papier/ oder auf Pappe auf .... 







und jetzt kleidet ihr diesen Körper ein! 

Ich fang hier mal ganz einfach an. Angenommen ich würde mir einen Pulli nähen wollen, der ziemlich kastig sein soll, die Länge in etwa bis zur Hüfte und die Schulter aber nicht oversized, sondern eher am Schulterpunkt endend. Auch meine Ausschnittidee übertrage ich gleich in den Pulli.
Auf weitere Besonderheiten wie Abnäher, Taschen, Reissverschluß, etc... möchte ich völlig verzichten.
Saumkante und Ausschnitt möchte ich mit einem Bündchen einfassen.

Jetzt habe ich nicht nur meine Modellidee aufgezeichnet, sondern kann auch gleich hergehen und abmessen, welche Weiten ich für passend finde.
Dafür nehme ich mein Geodreieck und messe beispielsweise den Abstand von Körpermitte zur Pulliaussenkante ab, Da ich meinen Körperumriss mit dem Maßstab 1:10 gezeichnet habe, kann ich nun hergehen und die gemessenen Milimeter in der Weite und Länge meines Projektes einfach in cm umwandeln.
So könnt ihr nun euren Grundschnitt um die erforderlichen und reduzierten Maße an den einzelnen Stellen abmessen und umändern.



Probiert euch aus! Es macht wirklich Spass, sich so sein eigenes Modell zu zeichnen. Und ihr werdet sehen, dass am vorhandenen Schnittmuster auch gar nicht so viele Änderungen erforderlich sind und ihr somit einen Schnitt variantenreich nutzen könnt.

Wenn ihr nun Lust bekommen habt, euch sogar eure eigenen Schnitte zu konstruieren, dem kann ich nur empfehlen, sich einmal die Seite von kaidso onlinekurse anzuschauen. Mit den entsprechenden Onlinekursen habt ihr dann die Möglichkeit zu lernen, ein Schnittmuster so selbst zu machen, dass  ihr euch exakt auf euren Körper erstellt ...  
Mit dem Vorgenannten habe ich versucht euch aufzuzeigen, wie ihr ein Schnittmuster verändern könnt, doch mit kaidso lernt ihr viel, viel mehr. Ihr seid euer eigener Designer und könnt euch massgenaue Kleidung für euch selbst erstellen.
Die Tür zu einem völlig neuen Näherlebnis ist nur noch zu öffnen und der Spaß beginnt. 

Das Wichtigste ist aber, egal ob ihr Schnittmuster verändert oder selber konstruiert, seid kreativ. Lebt eure Ideen aus und näht euch das, was euch persönlich Spaß macht. Eure selbstgenähte Kleidung und vielleicht sogar auch selbst konstruierte Kleidung ist ein Teil von euch ... ihr drückt einen Teil eurer Persönlichkeit damit aus ... und die ist und bleibt individuell!















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